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Freiburg: GEAS – Das nächste Level der Festung Europa

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt und unkommentiert wird im April mit der Verabschiedung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems das Grundrecht auf Asyl (GEAS) de facto abgeschafft. Welche neuen Vorschriften wurden verabschiedet, wie wird in Zukunft die rechtliche und soziale Lage geflüchteter Menschen an Europas Außengrenzen sein, auf welche politischen Leitlinien hat sich die europäische Union verständigt?

Walter Schlecht wird uns die schlimmen Ergebnisse des sogenannten Trilogs vorstellen, die Konsequenzen für Geflüchtete und die Folgen für die Kommunen. Anschließend wird es Raum für Fragen und Diskussion geben.

Ort: SUSI-Bewohner*innen-Treff, Vaubanallee 2


Bezahlkarte als Abschreckungsinstrument

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg kritisiert die geplante Bezahlkarte als Instrument der Abschreckungspolitik und fordert eine diskriminierungsfreie Umsetzung. Im November 2023 beschloss die Ministerpräsident*innen-Konferenz die Einführung der Bezahlkarte für Bezieher*innen von Asylbewerberleistungen. Nun haben sich 14 Bundesländer auf gemeinsame Mindeststandards geeinigt, mit denen eine verschärfte Diskriminierung geflüchteter Menschen droht. Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg kritisiert die Bezahlkarte als abschreckungspolitisches Instrument und fordert die baden-württembergische Landesregierung dazu auf, Spielräume im Sinne der Betroffenen zu nutzen.

Die Mindeststandards, auf die sich 14 der 16 Bundesländer Ende Januar geeinigt haben, ermöglichen umfassende Beschränkungen und weitreichende Eingriffe in die persönliche Lebensgestaltung von Schutzsuchenden. Es gibt keinen Minimalbetrag, der Geflüchteten in Form von Bargeld ausgezahlt werden muss. Überweisungen sollen grundsätzlich nicht möglich sein, was zum Beispiel die Bezahlung von Rechtsbeiständen erschwert.  „Damit könnte Geflüchteten faktisch der Zugang zum Rechtssystem verwehrt werden“, warnt Mariella Lampe vom Vorstand des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg. Auch eine regionale Begrenzung der Bezahlkarte soll möglich sein. Diese macht es Geflüchteten noch schwerer, Beratungsstellen, Freund*innen oder Unterstützer*innen aufzusuchen, die sich nicht direkt vor Ort befinden. „Im Zweifel können sich die Betroffenen unterwegs nicht mal eine Flasche Wasser kaufen“, so Lampe weiter.

Mit der Einführung der Bezahlkarte verbunden ist das politische Kalkül, Menschen davon abzuschrecken, bis nach Deutschland zu fliehen. Doch diese Rechnung kann aus Sicht des Flüchtlingsrats nicht aufgehen: „Es werden nicht weniger Menschen zur Flucht gezwungen, nur weil es in Deutschland Bezahlkarten statt Bargeld gibt“, so Julian Staiger, ebenfalls vom Vorstand des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg. Entgegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts von 2012, welches die Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums für jeden Menschen ausdrücklich festhält und erklärt, dass die Menschenwürde nicht „aus migrationspolitischen Gründen relativiert“ werden dürfe, zeugt die Bezahlkarte erneut von populistischer Stimmungsmache gegen Geflüchtete.

Wie die Länder die Karte umsetzen werden, ist noch offen. Der Flüchtlingsrat fordert die baden-württembergische Politik dazu auf, Bezahlkarten möglichst diskriminierungsfrei auszugestalten. Das bedeutet vor allem die Begrenzung des Einsatzes der Karte auf eine kurze Dauer, die Begrenzung auf einen möglichst kleinen Personenkreis und das Absehen von regionalen oder sonstigen Beschränkungen. Ein Positivbeispiel ist die Umsetzung der Bezahlkarte in Hannover, wo sie als unbeschränktes digitales Zahlungsmittel für eine Übergangszeit zu Beginn des Aufenthalts ausgegeben wird, solange noch kein eigenes Konto eingerichtet ist. „Gerade in Zeiten, in denen eine große Anzahl von Menschen in ganz Deutschland gegen rechtsextreme und rechtspopulistische Kräfte demonstriert, ist es wichtig, ein klares Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu setzen“, so Staiger weiter. Eine entsprechende Ausgestaltung könnte den Kommunen durch Erlasse von der Landesregierung auferlegt werden.  


Stuttgart: Vortrag „Kampf gegen Antiziganismus – Was ist zu tun?“

Als spezifische Form des Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja, ist Antiziganismus weit in der deutschen Gesellschaft verbreitet. Dies zeigt unter anderem der im Juni 2021 veröffentlichte Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus.

Im Rahmen der Aktionswochen gegen Rassismus hält Dr. Mehmet Daimagüler deshalb im Haus der Katholischen Kirche einen Vortrag zum Thema: „Kampf gegen Antiziganismus – Was ist zu tun?“.
Dr. Mehmet Daimagüler ist Rechtsanwalt, Buchautor und erster Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland.

Weitere Informationen zur Veranstaltung und kostenfreien Anmeldung finden Sie unter folgendem Link: https://www.dtf-stuttgart.de/veranstaltungen/kampf-gegen-antiziganismus-was-ist-zu-tun


OVG Greifswald: systemische Schwachstellen Bulgarien

Das Oberverwaltungsgericht Greifswald (OVG) hat in seinem Urteil vom 02.02.2024 – 4 LB 653/22 OVG systemische Schwachstellen der Aufnahmebedingungen für psychisch schwer erkrankte Dublin-Rückkehrende in Bulgarien festgestellt. Diese bestünden auch dann, wenn mit der Wiederaufnahme und inhaltlichen Prüfung des eingestellten Asylverfahrens zu rechnen sei.

Zum einen sollen sich die Schwachstellen aus der defizitären Situation des bulgarischen Gesundheitssystems ergeben. Regelmäßig besteht kein Zugang zu psychiatrischer oder psychologischer Behandlung, Psychopharmaka können nur durch erhebliche Zuzahlungen erlangt werden und der Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung ist mit Wartezeiten von mehreren Monaten verbunden. Zum anderen erfolge die Feststellung und Deckung des besonderen Schutzbedarfs von Asylsuchenden in der Regel weiterhin unzureichend, was das Risiko einer unzureichenden Behandlung psychisch kranker Rückkehrender steigere.
(Vgl. Rn. 36-40)


OVG Greifswald: Zur Rückkehrsituation von psychisch schwer erkrankten Dublin-Rückkehrern in Bulgarien – Urteil vom 02.02.2024 – 4 LB 653/22 OVG


Demos gegen Rechtsextremismus – Standorte

Hunderttausende Menschen demonstrieren deutschlandweit gegen Rechtsextremismus. Doch wo finden diese Demos statt? Informationen zu den Aktionen sind auf verschiedensten Internetseiten, sozialen Medien oder gar Stickern an Straßenlaternen zu finden.

Es gibt eine einheitliche Internetseite mit allen Informationen zu aktuellen Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen in ganz Deutschland und in Ihrer Nähe (sog. Demoticker): https://www.demokrateam.org/demos/

Eines ist klar: Um ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, braucht es uns alle.
Nie wieder ist jetzt! Lasst uns weiter laut sein gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Lasst uns weiter einstehen für Solidarität und Gerechtigkeit. Lasst uns weiter auf die Straße gehen für eine Gesellschaft, die auf Vielfalt und Demokratie baut.


Landesweite Aktionswoche unter dem Motto #ZusammenMenschSein

Liebe Menschen in ganz Baden-Württemberg,

die EU einigt sich auf ein neues Asylsystem mit haftähnlichen Lagern an den Außengrenzen. In Deutschland sollen gesetzliche Neuerungen Abschiebungen zukünftig erleichtern. Das individuelle Recht auf Asyl wird in Frage gestellt. Der aktuelle migrationspolitische Diskurs befördert und legitimiert zahlreiche menschenunwürdige Entwicklungen. Umso wichtiger ist es nun, dass Menschen, die sich solidarisch mit Geflüchteten zeigen, zusammenkommen, laut werden und ein Zeichen für Menschlichkeit setzen.

Jedes Jahr findet am 20. Juni der Weltgeflüchtetentag statt. Der Flüchtlingsrat-Baden-Württemberg, Amour sans frontières (ASF), Just Human e.V., die Seebrücke Stuttgart und Amnesty International Stuttgart rufen alle Menschen in Baden-Württemberg dazu auf in dieser Juni-Woche fröhliche, bunte Aktionen unter dem Motto „#ZusammenMenschSein“ zu veranstalten. Denkbar sind zum Beispiel Flashmobs, Konzerte, Feste, Menschenketten oder bunte Demozüge. In dieser Woche sollen Bilder entstehen, die dem aktuellen Abschottungsdiskurs Offenheit, Empathie und Solidarität entgegensetzen!

Ganz bewusst soll dabei ein positives Framing im Mittelpunkt stehen: Das Motto „#ZusammenMenschenSein“ legt den Fokus darauf, dass wir gemeinsam im Engagement für eine humanitäre Flüchtlingspolitik und die Wahrung der Menschenrechte etwas erreichen können. Es geht um die Menschenwürde eines jeden Einzelnen!

Gerne können alle Organisationen/ Personen, die sich an der landesweiten Aktionswoche beteiligen möchten zur Bewerbung ihrer lokalen Aktion dieses Logo nutzen.

Rückfragen können jederzeit an partizipation@fluechtlingsrat-bw.de geschickt werden. An diese Adresse können gerne geplante Aktionen mit folgenden Informationen gesendet werden: Art der Aktion, Ort, Datum, Uhrzeit, Link mit weiterführenden Informationen. So können wir nach und nach eine Übersicht mit allen geplanten Aktionen veröffentlichen (siehe unten)!

Gemeinsam für eine gerechtere Welt, für Menschenrechte und für Solidarität statt Abschottung!

Übersicht geplanter Aktionen:

Die Aktionswoche wird außerdem unterstützt von Shirin e.V. und Penager Stuttgart.


Online-Schulung: Begleitung junger Geflüchteter

Es gibt zahlreiche Herausforderungen, mit denen sich junge Geflüchtete tagtäglich konfrontiert sehen. Insbesondere der Zugang zu Schule, Ausbildung und Arbeit ist häufig beschwerlich. Sprachschwierigkeiten, finanzielle Probleme und eine angespannte Wohnsituation sind nur einige Beispiele.

In der Online-Schulung des „Netzwerks zur beruflichen Teilhabe für Geflüchtete“ (NIFA plus) soll es genau darum gehen: Es werden Einblicke in die Lebenssituation junger Geflüchteter gewährt und aufenthaltsrechtliche und soziale Rahmenbedingungen der beruflichen Teilhabe, Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in den Fokus gerückt.

Weitere Informationen zur Schulung und Anmeldung (Frist: 07.03.24) finden sich unter folgendem Link: https://www.werkstatt-paritaet-bw.de/veranstaltungen/online-schulung-begleitung-junger-gefluechteter


Ulm: Vortrag Rechte Szene(n) im Südwesten

Das Fritz-Erler-Forum Baden-Württemberg lädt in Kooperation mit Gleis 44 zu dem Vortrag „Rechte Szene(n) im Südwesten – mit Beispielen aus Ulm“ ein. Der Vortrag bietet einen Überblick über Gruppen, Ideologie und Gefahren (insb. für junge Menschen) der extremen Rechte in Baden-Württemberg. Referent ist der freie Journalist, Publizist und Rechercheur zur Extremen Rechte und anliegenden Grauzonen Lucius Teidelbaum.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich auf der Homepage der Friedrich-Ebert-Stiftung: https://www.fes.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetail/272708


CDU Grundsatzprogramm: Asylrecht soll abgeschafft werden!

Der Bundesvorstand der CDU hat Ende Januar der Öffentlichkeit seinen Entwurf eines Grundsatzprogramms vorgestellt. Hierin beabsichtigt die CDU, das Recht auf Asyl in Europa faktisch abzuschaffen. Im Programmentwurf findet sich u.a.:

„Jeder, der in Europa Asyl beantragt, soll in einen sicheren Drittstaat überführt werden und dort ein Verfahren durchlaufen. Im Falle eines positiven Ausgangs wird der sichere Drittstaat dem Antragsteller vor Ort Schutz gewähren.“

Diese Idee wird „Ruanda-Modell“ genannt, nach dem Vorstoß Großbritanniens, Asylverfahren nach Ruanda auszulagern. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat bereits erklärt, dass das nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar ist. Doch die CDU hat genau das vor.

Die CDU stellt ihr Programmentwurf den Parteimitgliedern auf einer sog. „Deutschlandtour“ vor und möchte es mit den Mitgliedern und debattieren. In Baden-Württemberg findet die CDU-Regionalkonferenz am Freitag, den 8. März, 17:30-20:00 Uhr in der Carl Benz Arena, Mercedesstraße 73D, in Stuttgart statt.

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg ruft dazu auf, sich an CDU-Abgeordnete und Funktionsträger:innen auf allen Ebenen in BW zu wenden, um gegen diese Pläne zu protestieren und die CDU zur Rücknahme dieses Vorhabens zu bewegen.

Wir haben einen kurzen Protestbrief vorbereitet, der natürlich modifiziert und ergänzt werden kann. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Menschen ihren Protest direkt an die CDUler*innen herantragen würden.

Hier finden sich die Kontakte von CDU-Politiker*innen in BW:


Waiblingen: Fakten gegen Mythen – Asylverfahren und Flüchtlingspolitik

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem DGB – Kreisverband Rems-Murr in der Reihe „After Work Bildung.“

Es kursieren viele Mythen und Halbwahrheiten, wenn es um das Thema Flucht und Asyl geht. Diesen wollen wir Fakten gegenüberstellen, wie Asylverfahren wirklich funktionieren und was das für die Betroffenen tatsächlich bedeutet. Außerdem blicken wir auf die aktuellen Entwicklungen, sprich die geplanten Veränderungen in der deutschen Flüchtlingspolitik.

Referentin: Lara Kühnle, Flüchtlingsrat Baden-Württemberg

Ort: IG Waiblingen, Fronackerstr. 60, 71332 Waiblingen

Hinweis: Da das Thema vielfältig und komplex ist, werden nicht auf alle Aspekte eingegangen werden können. Wer vorab schon Fragen hat, kann diese gerne an andre.fricke@dgb.de schicken.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts „Aktiv für Flüchtlinge“ statt, unterstützt durch das Ministerium der Justiz und für Migration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat.