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Auswärtiges Amt: Verfolgungsgefahr von rückkehrenden Iraner*innen

Das Auswärtige Amt (AA) hat eine Stellungnahme zur Verfolgungsgefahr von Iraner*innen durch iranische Behörden im Falle einer Rückkehr in den Iran verfasst. Dies erfolgte im Rahmen eines Amtshilfeersuchens des Verwaltungsgerichts Oldenburg.

Laut dem Auswärtigen Amt ist es möglich, dass iranische Behörden über soziale Medien von sowohl Konversionen zum Christentum als auch von regimekritischen Äußerungen erfahren und somit zu einer Überwachung durch die Behörden führen kann. Das AA geht davon aus, dass exilpolitische Aktivitäten von Iraner*innen im Internet überwacht werden. Nach den Einschätzungen des AA sei es nicht möglich, pauschal zu erklären, welche Folgen dies für Personen bei einer Rückkehr in den Iran haben wird. Jedoch sind Iraner*innen, die sich im Ausland regimekritisch äußerten, bei einer Rückkehr in den Iran von Repressionen bedroht. Abhängig von der Bewertung durch die iranischen Behörden müssen Rückkehrende mit Befragungen, Vorladungen, Inhaftierungen und Verurteilungen rechnen. Insgesamt geht das AA von einer weiteren Verschlechterung der Lage in Form einer Zunahme von Repressionen gegen im Exil lebende Iraner*innen sowie vermehrter Festnahmen von Rückkehrer*innen aus.

Das Auswärtige Amt betont, dass es keine weiteren Erkenntnisse darüber hat, wie eine Konversion aus asyltaktischen Gründen und eine Distanzierung von den Äußerungen in den sozialen Medien bei einer Rückkehr von den iranischen Behörden bewertet werden. Somit kann es keine Aussage darüber treffen, ob der betroffenen Person bei einer Rückkehr Folter, Misshandlungen oder Bestrafungen drohen.


Flüchtlingsrat BW: Beratungsangebot

Sie brauchen Beratung rund um Fragen zu Flucht und Asyl? Wir beraten telefonisch und per E-Mail.

Telefonisch erreichen Sie uns mittwochs von 14:00 bis 16:00 Uhr unter 0711 55 32 834. Die Telefonberatung richtet sich an Geflüchtete und Ehrenamtliche.

Per E-Mail gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Welche auch immer Sie wählen, schreiben Sie uns gerne auch Ihre Telefonnummer, sodass wir Sie bei Rückfragen schnell erreichen können.

  • Sind Sie selbst geflüchtet oder unterstützen Sie ehrenamtlich Geflüchtete, dann schicken Sie Ihre Fragen an info@fluechtlingsrat-bw.de.

    Die Beratung von Ehrenamtlichen und Geflüchteten wird über das vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt „Aktiv für Integration“ finanziert und ist kostenlos.

  • Unterstützen Sie besonders schutzbedürftige Geflüchtete ehrenamtlich, schreiben Sie uns an partizipation@fluechtlingsrat-bw.de.

    Zur Gruppe besonders schutzbedürftiger Personen zählen beispielsweise Menschen mit Behinderung, (unbegleitete) Minderjährige, LSBTTIQ-Geflüchtete, Alleinerziehende, Folteropfer, kranke oder traumatisierte Menschen. Die Beratung erfolgt über das von der Aktion Mensch geförderte Projekt „Perspektive durch Partizipation“ und ist kostenlos. Inhaltlich liegt unsere größte Expertise auf Fragestellungen im Kontext des Asyl-, Asylbewerberleistungs- und Aufenthaltsgesetzes. In darüber hinaus gehenden Fragen kooperieren wir mit Fachberatungsstellen.
  • Sind Sie hauptamtlich tätig, dann schicken Sie uns Ihre Anfrage bitte an hauptamtlichenberatung@fluechtlingsrat-bw.de.

    Die Beratung von Hauptamtlichen wird vom Zweckerfüllungsfonds Flüchtlingshilfen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der UNO-Flüchtlingshilfe gefördert.


Rechtliche Expertise: Bisexualität als Fluchtgrund

Die Untersuchung geht der Frage nach, mit welchen Problemen bisexuelle Geflüchtete im Asylverfahren konfrontiert sind. Im Laufe der Untersuchung werden immer wieder Strategien aufgezeigt, die es ermöglichen sollen, der Vielfalt sexueller Orientierungen im Asylverfahren angemessen Rechnung zu tragen.

Die Broschüre kann hier kostenlos runtergeladen werden.


Publikation: Grund- und menschenrechtliche Verantwortung nach dem Abzug aus Afghanistan

In seiner neuen Publikation analysiert das Deutsche Institut für Menschenrechte die Schutzpflichten Deutschlands für besonders schutzbedürftige Afghan*innen auf Basis der bestehenden Grund- und Menschenrechte. Es kommt zu dem Schluss, dass Deutschland neben ehemaligen Ortskräften weiteren besonders schutzbedürftigen Menschen aus Afghanistan bis auf Weiteres Schutz zu gewähren habe.

Die Publikation steht kostenlos online zur Verfügung oder kann in print bestellt werden.


Wieder an die Schule: Pädagogische Hochschule Weingarten unterstützt geflüchtete und migrierte Lehrer*innen

Das Programm IGEL „Integration geflüchteter Lehrer*innen in die Lehrer*innenbildung“, welches über die Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Weingarten ausgebracht wird, unterstützt geflüchtete und migrierte Lehrer*innen auf dem Weg zum Wiedereinstieg in den Beruf. Nach einer erneuten Projektfinanzierung startet das Programm auch zum Sommersemester 2022.

Unter den geflüchteten und migrierten Menschen sind akademisch ausgebildete Lehrkräfte, die gerne wieder in ihrem Beruf arbeiten würden. Allerdings unterliegt der Lehrer*innenberuf stark reglementierten Ausbildungs- und Einstellungs-anforderungen, daher ist meist eine Nachqualifizierung erforderlich.

Das Brückenprogramm begleitet den gesamten (Re-)Qualifizierungsprozess von der Studienvorbereitung über das Nachstudium bis zum Berufseinstieg. Es wird durch den DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst e. V.) gefördert und von allen Einrichtungen der Hochschule engagiert unterstützt.

Das IGEL-Programm versteht sich als Lehr-Lernarrangement, welches eine individuelle Anpassung an den tatsächlichen Nachqualifizierungsbedarf der Teilnehmer*innen ermöglicht. Dafür ergibt sich innerhalb des Programms die Option, unterschiedliche Studienpfade zu beschreiten, je nach Anerkennung, die die Teilnehmer*innen für ihre Studien- und Berufsqualifikationen seitens der Schulaufsicht erhalten.

Bevor sich diese für die einzelnen Teilnehmer*innen entscheidet, nehmen alle gemeinsam am Vorprogramm teil, welches sie (wieder) mit dem Studium vertraut. Dieses umfasst zunächst einen Crashkurs zur Mediennutzung und einen auf das Lehramt spezialisierten Sprachkurs zu Bildungs- und Wissenschaftssprache. Es folgt ein bildungswissenschaftlicher Vorkurs, sowie Workshops zur Potenzialanalyse und der Portfolioarbeit. Das Konzept sieht die Auffrischung und Ergänzung pädagogisch-psychologischer Grundlagen in Verbindung mit der Ausweitung der Sprachkompetenz vor.

Nach dem Bestehen und unter Berücksichtigung der Anerkennung vorheriger Studien werden die Teilnehmer*innen als Quereinsteiger*innen in das entsprechend höhere Hochschulsemester eingestuft. Dort studieren sie das fehlende zweite Fach bzw. Fachmodule nach. Dabei werden die Teilnehmer*innen über Beratungs- und Coaching-Angebote, Lehrwerkstätten und Hospitationsangebote beim Studium und der Umsetzung in die Praxis unterstützt – vom IGEL-Team und studentischen Buddies.

Aktuell läuft der Bewerbungszeitraum bis zum 31.03.22, um im kommenden Juni 2022 das Vorprogramm zu besuchen und in das Nachstudium zu starten.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.


Storytelling workshops – Frauen* erzählen ihre Geschichten

Das Storytelling-Projekt No Single Stories! Möchte Frauen* mit Fluchtgeschichte die Möglichkeit geben ihre Geschichten und Sichtweisen aus ihrer Perspektive zu erzählen, aufzuschreiben, und, wenn sie möchten, auch zu veröffentlichen.

Viel zu oft werden Frauen mit Fluchtgeschichte in den Medien als unselbstständige und unmündige Personen dargestellt. In den Workshopreihe „No Single Stories“ erzählen und schreiben sie selbst ihre Geschichten und können damit verändern, was über sie berichtet wird.

Eingeladen sind alle Frauen* mit verschiedenen Hintergründen und Geschichten, denn die Vielfalt macht es umso spannender!

Die Kampagne bietet Workshops in Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart an. Sie starten im März digital und Ende März/April in Präsenz.

Anmelden und Wunschtermin und Wunschort angeben kann man sich ganz einfach hier

Die Kampagne gibt es auch bei Instagram und Facebook.

Die Kampagne wird vom International Rescue Committee (IRC) organisiert.


Hanau ist überall: Zwei Jahre nach dem Anschlag

Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saraçoğlu wurden am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau ermordet. Mehrere weitere Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.


Der Anschlag richtete sich gezielt auf migrantisch markierte Menschen und stellt den schwersten rechtsterroristischen Anschlag in jüngster Zeit dar. Er reiht sich in die lange Liste der rechtsradikal motivierten Gewalttaten in Deutschland ein, die unter anderem in Halle, Kassel, München, Mölln, Solingen und Rostock-Lichtenhagen seit der Wende verübt wurden.

Nach dem Anschlag von Hanau werden in Deutschland vermehrt öffentliche Debatten über Rassismus als strukturelles Problem geführt. Dennoch sind bis heute viele Umstände des Anschlags und der nachfolgenden Ermittlungen ungeklärt. Überlebende, Angehörige und weitere Unterstützer*innen gründeten die Initiative 19. Februar Hanau und fordern auch zwei Jahre später eine lückenlose Aufklärung, politische Konsequenzen und die fortdauernde Erinnerung an die rassistische Tat.

ERINNERN HEIßT VERÄNDERN.

In vielen Orten Deutschlands werden am 19. Februar 2022 Gedenkveranstaltungen stattfinden, die an den rassistischen Anschlag von Hanau erinnern sowie Solidarität mit den Angehörigen und Betroffenen ausdrücken sollen. Die Initiative aktualisiert sie unter #Hanauistüberall auf ihrer Website. In Baden Württemberg sind folgende Veranstaltungen geplant:

  • Stuttgart | 13:00 Uhr | Kundgebung | Schlossplatz
  • Heidelberg | 16:00 Uhr | Gedenken | Am Universitätsplatz
  • Heilbronn | 12:00 Uhr | Kiliansplatz
  • Mannheim | 17:00 Uhr | Demo | Marktplatz
  • Freiburg | 11:00 Uhr | Kundgebung | Platz der alten Synagoge
  • Tübingen | 15:00 Uhr | Kundgebung | Marktplatz
  • Ludwigsburg | 17:00 Uhr | Gedenken | Am Marktplatz
  • Karlsruhe | 14.00 Uhr | Marktplatz

Neben diesen Veranstaltungen hat der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) mit dem Aufruf Hanau muss Erinnerung aller werden!“ eine bundesweite Aktion initiiert. Zentraler Teil der Aktion sind Lichtprojektionen am 19.02.2022 von den Porträts der Opfer, sowie politische Forderungen. In Stuttgart wird die Lichtprojektion ab 18 Uhr am Alten Schloss zu sehen sein.


Aufklärungsmaterialen zu Corona-Impfungen

Inzwischen gibt es zahlreiche differenzierte, gut erklärte und mehrsprachige Infomaterialien, die über Impfungen gegen Corona aufklären. Diese Zusammenstellung soll helfen, geeignete Materialien zu finden und sie an Geflüchtete weiterzugeben.

  • Aufklärungskampagne #weexplainforeveryone
    In 16 mehrsprachigen Videos geben Ärzt*innen in ihren Muttersprachen grundlegende Informationen zu Impfungen gegen Corona weiter. Sie thematisieren Impfreaktionen und Nebenwirkungen und widerlegen besonders verbreitete Mythen. Zusätzliche Informationen werden in einem übersichtlichen Fragenkatalog aufbereitet. Die Kampagne wurde vom Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V. gemeinsam mit der niedersächsischen Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe und der Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung umgesetzt.
  • Portal „Impfen gegen Corona
    Das Portal enthält ausführliche und doch einfach geschriebene Informationen in zahlreichen Sprachen. Kleinere Videos ergänzen die Fragen und Antworten. Speziell wird außerdem auf Mythen und Verschwörungstheorien rund um Corona und die Impfungen eingegangen. Die Seite wurde initiiert von STERN, RTL, ntv und den Neuen Deutschen Medienmacher*innen (von handbook germany).
  • Mehrsprachige Übersicht zum Coronavirus
    Die Übersicht des BAMF informiert über Hygienemaßnahmen, Impfungen und das richtige Verhalten nach einer mutmaßlichen Erkrankung. Zugleich gibt sie Auskunft zu den neuesten politischen Beschlüssen bezüglich der Gestaltung des öffentlichen und privaten Lebens, den finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und den momentan geltenden Reisebeschränkungen.
  • Allgemeine Informationen zu Coronamaßnahmen und zur Impfung
    Die Bundesregierung informiert in mehrsprachigen Flyern, auf der Website Coronavirus – wir informieren in mehreren Sprachen, über zentrale Sachverhalte in der Corona-Pandemie. Auf der Website sind Verhaltenstipps, Fragen zu Arbeitsrecht und Reisebestimmungen, in 23 Sprachen, kompakt dargestellt. Die Informationen werden laufend aktualisiert und erweitert.


Netzwerk: Pakistani refugee news in germany

Aufklärung und Begleitung sind essentielle Stützen für geflüchtete Menschen. Für pakistanische Geflüchtete gibt es eine neue Facebook Gruppe „Pakistani refugee news in germany“. Die Gruppe unterstützt, begleitet und informiert über Asyl, Integration und Abschiebungen. Zusätzlich gibt es Live-Videos auf Facebook, in welchen wichtige Thematiken zur deutschen Asylpolitik und Integrationspolitik erklärt werden. Für Menschen, die nicht Lesen oder Schreiben können, wurde eine Telegram Gruppe eingerichtet.


Durch die bundesweite Vernetzung sollen Pakistanis tatkräftig unterstützt werden um sie so vor Abschiebungen zu bewahren.


Die Gruppe sucht außerdem deutschlandweit Unterstützer*innen, die in den Muttersprachen pakistanische Geflüchtete unterstützen können. Die Gruppe bittet ihre Facebook-Seite und den Telegram-Zugang, an pakistanische Geflüchtete weiter zu geben.


Studie: Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden

Asylsuchende haben „sehr unterschiedliche Zugangschancen auf Gesundheitsversorgung“ in den unterschiedlichen Bundesländern. Dies ist ein Fazit der, im Januar 2022 erschienenen Studie des Forschungszentrums MIDEM. In der Studie wurde die Umsetzung der Gesundheitsversorgung Asylsuchender durch das Asylbewerberleistungsgesetzes auf Länderebene untersucht. Die unterschiedlichen Zugangschancen resultieren aus den verschiedenen politischen Koalitionen auf Landesebene und der föderalen Organisation der Asylpolitik. Die Studie empfiehlt:

  • Die bundesweite Vereinheitlichung der strukturellen Rahmenbedingungen der medizinischen Versorgung Asylsuchender
  • die bundesweite Einführung elektronischer Gesundheitskarten für Asylsuchende, mit einheitlichem Leistungsumfang
  • einheitliche Erstattung von idealerweise 100% der Gesundheitsausgaben für Asylsuchende

Bedauerlicherweise bewegen sich die Forderungen der Studie nicht über den Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes hinaus. Über eine Aufhebung dieses Gesetzes, das den Zugang zu medizinischer Versorgung enorm erschwert und einschränkt, wird nicht nachgedacht.